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EAU

Bei den ersten Gedanken an „Wasser“ wußte ich nur, was ich nicht wollte: keine illustrative Musik, in denen ein musikalisches Wassergemälde entsteht, kein Wellen-Filigran, kein Meeresrauschen. Ich dachte, ganz nüchtern, zunächst an die ungeheuer komplexen Wasserwege in und unter den Großstädten, an den Kreislauf von Frisch- und Abwasser, an den „Dritten Mann“, aber auch an Verse großer zeitgenössischer Musiker, die sich tief in mein Bewußtsein gegraben hatten – „hard rain“ (Dylan), „for the rain is falling“ (Bob Marley) oder an Stings so treffende Formulierung „rain will fall like tears from a star“ (in „Fragile“). Und ich dachte an die wunderbare Wasserqualität des Hamburger Trinkwassers, während in manch anderen Regionen das Grundwasser durch Überdüngung unbrauchbar geworden ist. Beim Komponieren merkte ich, je intensiver und unbewußter ich am Klavier improvisierte (konsequent in h-moll, der Tonart der Hebriden-Ouvertüre), daß Wasser „schwingt“, daß es sich nicht bildhaft, sondern essentiell musikalisch mitteilen kann. Es schien mir immer mehr, daß dieses Schwingen objektiv sei, nicht „komponiert“ – aber es gibt natürlich ganz verschiedene geistige Radien, die da „schwingen“. Natürlich die elektrische Ionenschwingung der molekularen Konsistenz, aber auch jene vielfältigen Schwingungen, die sich spirituell an „Wasser“ anlagern und uns – im günstigsten Falle, wie es gemeint war – „verwandeln“. Ich merkte jedenfalls, daß ich mich permanent rhythmisch in 33er-Einheiten aufhielt, und daß große Teile der dann aufgeschriebenen Musik entweder diese Schwingungskonstante in zwei (16 plus 17) oder in drei (11 + 11 + 11) Teile teilten. Ich denke, daß diese Schwingung nicht „abzählbar“ ist, aber durchaus hörbar.

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Was ist Musik?

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Un-Sentimentalisches zu "Sentimental Journey"

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